Alexander Emanuely

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Alexander Emanuely (* 17. Dezember 1973 in Innsbruck) ist ein österreichischer Schriftsteller und Kulturwissenschaftler. Weiters ist er im Republikanischen Club – Neues Österreich politisch aktiv und Initiator der Österreichischen Sektion der LICRA. Er war mehrere Jahre geschäftsführender Redakteur der Zeitschrift Context XXI. Magazin zur Alpenbegradigung. Anfang April 2024 ist er Konstantin Kaiser als Sekretär der Theodor Kramer Gesellschaft nachgefolgt.

Alexander Emanuely lebt seit 1975 in Wien. Seine Eltern sind die Sängerin Catherine Kunitzberger-Emanuely und der Maler Hanns Kunitzberger.[1]

Er studierte Politik- und Theaterwissenschaft an der Universität Wien und legte 2002 seine Diplomarbeit „Avantgarde und ihr Einfluss auf politische Prozesse – am Beispiel der SurrealistInnen“ vor.[2] 2019 promovierte er an der Universität für angewandte Kunst mit der Dissertation Avantgarde in Wien? Oder AvantgardistInnen ohne Avantgarde?.[3]

Schwerpunkte seiner Forschungen sind die Wiener Jakobiner, Kunst und Literatur des Widerstandes und des Exils aus der Zeit des Nationalsozialismus, die Arbeiterbewegung und Arbeiterkultur sowie die historische Avantgarde.[4] Darüber hinaus ist er zivilgesellschaftlich politisch engagiert und wurde 1993 aktives Mitglied des Republikanischen Clubs.[5]

Von 1995 bis 1999 war er Herausgeber des E-Zines CONTEXTXXI: Internetforum about Literature, Art & Society,[6] wo er vor allem Essays von Bogdan Bogdanović, über Polizeigewalt in Österreich, Veranstaltungs- und Verlagsprogramme und Texte von verschiedenen Autorinnen und Autoren veröffentlichte[7]. 1999 erfolgte die Fusionierung des Internet-Projekts mit der Zeitschrift ZOOM der ARGE Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit in Wien und die Zeitschrift Context XXI. Magazin zur Alpenbegradigung entstand. Alexander Emanuely war von 2001[8] bis 2005 geschäftsführender Redakteur der Zeitschrift.

2001 war er auch Mitgründer der Österreichischen Sektion der LICRA.[5] Von 2001 bis 2006 war die LICRA-Österreich Herausgeberin der Context XXI[9]. 2006 erschien sein historischer Jugendroman Die Janitscharin, in dem es um die Sultaninnen Nurbanu und Safiye und um das Leben auf dem Balkan, in Istanbul und in Algier des 16. Jahrhunderts geht. Neben diesem Jugendroman hat er vor allem Kurzgeschichten in Context XXI und Zwischenwelt veröffentlicht. Zwischen 2006 und 2009 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter von ESRA und erarbeitete dort gemeinsam mit David Vyssoki eine Studie zur Prävention von PTSD und über die salutogenetischen Faktoren im Leben schwer traumatisierter Menschen.[10]

Von 2008/09 wirkte Alexander Emanuely als Vortragender und Mitstreiter beim Projekt Kunst und Befreiung des forums experimentelle architektur Jan Tabors mit.[11] Ebenfalls 2008/09 kuratierte er gemeinsam mit Peter Kreisky unter anderem Aufführungen und Diskussionsrunden im Experimentaltheater Fleischerei.[12] Im April 2009 erfolgte eine künstlerische Intervention in der ersten Ausstellung des Salon Vienna, dem Wiener Ableger des Jewish Salon Networks.[13]

Emanuely trug bei den Wiener Vorlesungen 2010 über Franz Hebenstreit und 2012 und 2013 über Jura Soyfer vor. 2013 hielt er gemeinsam mit Fritz Hausjell an der Universität Wien eine Vorlesung über die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller.[14] Außerdem arbeitete er im Performance-Bereich öfters mit Künstlern wie Anna Mitterer[15] oder Thomas J. Jelinek, Gründer der Performance-Gruppe NOMAD.theatre,[16][17] zusammen.

Seit 2010 arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Theodor Kramer Gesellschaft (TKG), wo er unter anderem die Lyrikreihe Nadelstiche herausgibt und als Redakteur bei der Zeitschrift Zwischenwelt mitarbeitet. Weiters bereitete er für das Archiv der TKG die Sammlung Herbert Exenbergers zur Vereinigung sozialistischer Schriftsteller und die Nachlässe Otto Harpners Stefan Pollatscheks, Gerda Hoffers, Leon Kellners und Paula Arnolds auf.[3] 2014 organisierte er die internationale Tagung der TKG Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus.[18]

In der Reihe theorie.org des Schmetterling Verlages publizierte zwei Bände zum Thema Avantgarde.[4] Darin beschreibt er die Entwicklung von Félix Fénéon über Dada bis zur Situationistischen Internationale und zeichnet deren revolutionäre Zielsetzungen und Ursprünge im Anarchismus auf.[19]

2018 erhielt er mit einem Buchprojekt zur Entwicklung der republikanischen Idee in der Wiener Moderne im Rahmen des Calls Republik in Österreich – Demokratie in Wien der Stadt Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ein Forschungsstipendium[20]. Es entstand der über 600-seitige dokumentarische Essay über den Schriftsteller, Verleger und politischen Aktivisten Carl Colbert Das Beispiel Colbert. Fin de siècle und Republik.[21]

Alexander Emanuely ist Senior Research Fellow am Wiener Institut für historische Sozialforschung.[22]

Einzelnachweise

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  1. Hanns Kunitzberger: Bildraum – Der Blick des Bildes. Wiesbaden 2015
  2. Kurzbiographie – Alexander Emanuely. In: publizistik.univie.ac.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. August 2017; abgerufen am 16. Dezember 2020.
  3. a b Alexander Emanuely. Kurzbiographie. In: theodorkramer.at. Abgerufen am 30. Jänner 2022.
  4. a b Avantgarde II. Verlagstext. In: schmetterling-verlag.de. Abgerufen am 8. Februar 2022.
  5. a b Mag. Alexander Emanuely – Wiener Vorlesungen. In: wien.gv.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Mai 2016; abgerufen am 21. Mai 2016.
  6. John Labovitz's e-zine-list vom 9. Oktober 1995, abgerufen am 28. November 2016.
  7. Editorial. In: Context XXI. 1-2 1999 (Memento vom 13. Juni 2016 im Internet Archive), abgerufen am 13. Juni 2016.
  8. Editorial. In: Context XXI. 3-4 2001 (Memento vom 13. Juni 2016 im Internet Archive), abgerufen am 13. Juni 2016.
  9. LICRA. In: Context XXI. 5 2001 (Memento vom 13. Juni 2016 im Internet Archive), abgerufen am 13. Juni 2016.
  10. David Vyssoki, Alexander Schürmann-Emanuely, Katrin Draxl, Wilhelmine Schneebauer: Child Survivors der NS-Verfolgung in Österreich nach 1945 – Mental Health Promotion bei schwerst traumatisierten Menschen. Eine Studie zur Erhebung von ressoucenstärkenden Bewältigungsstrategien. Hrsg. von der Psychosozialen Ambulanz ESRA, Wien 2008.
  11. forum experimentelle architektur OSTV/EST Nr.1, abgerufen am 30. Jänner 2022
  12. Archiv Experimentaltheater Fleischerei, abgerufen am 30. Jänner 2022
  13. Salon Vienna − Der jüdische Salon im Artikelarchiv der Die Welt, abgerufen am 30. Jänner 2022
  14. AutorInnen auf den Seiten von theorie.org, abgerufen am 21. Mai 2016.
  15. Sonate, 2008 (Memento des Originals vom 15. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.artothek.info auf den Seiten der eMuseum/artothek des Bundes, abgerufen am 15. Juni 2016.
  16. Opening (Stadt)Parcours (Memento des Originals vom 1. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tqw.at auf den Seiten vom Tanzquartier Wien, abgerufen am 1. Juni 2016.
  17. UNDERGROUND CITY 21 auf den Seiten vom Theater Nestroyhof – Hamakom, abgerufen am 1. Juni 2016.
  18. Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus, abgerufen am 30. Jänner 2022.
  19. Buchbesprechung von Avantgarde auf Kunst, Spektakel und Revolution (Memento des Originals vom 15. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/spektakel.blogsport.de, abgerufen am 15. Juni 2016.
  20. Republiksjubiläum 2018 Wien: 600.000 Euro für Sollbruchstelle 1918, Presse-Service der Stadt Wien, Rathauskorrespondenz, abgerufen am 4. Juli 2020.
  21. Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft, abgerufen am 4. Juli 2020.
  22. Institut für historische Sozialforschung. Team, abgerufen am 23. April 2024.